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Eine schillernde Gestalt: Franz Radziwill (1895-1983)

Bei der Verzeichnung der Überlieferung des Kunstvereins Darmstadt e.V. sind mir spannende Dokumente in die Hände gefallen: Unter-lagen zu einer Ausstellung über das Oeuvre Franz Radizwills (1895–1983).

Der Künstler Radziwill war eine schillernde Gestalt in der neueren Kunstgeschichte. Stilistisch dem magischen Realismus zuzuordnen, verstand er es im Nationalsozialismus sich als Parteimitglied der NS-Ideologie auch künstlerisch anzudienen und stieg zum Kulturfunk-tionär auf. Angeblich internen Machtkämpfen ist seine Abberufung von der Düsseldorfer Kunstakademie geschuldet.

Radziwill ist bekannt dafür, nach Kriegsende zahlreiche seiner Werke übermalt und mit Symbolen bereichert zu haben. Vom Verlangen danach, Fest-stehendes nachträglich zugunsten bestimmter Ideen und Vorstellungen verändern zu wollen, zeugt in den vorliegenden Akten etwa auch ein Ausstellungskatalog von 1957. Der Katalog weist zahlreiche eigenhändige Abänderungen auf. So wollte der Künstler offenbar vermeiden, dass die Welt von seiner 1935 er-folgten „Entlassung aus der Lehrtätigkeit in Düsseldorf“ erfuhr. Denn er strich diese Information aus seiner Vita. Die Akte enthält darüber hinaus handschriftliche Brief Radziwills sowie Preislisten von zahl-reichen seiner Werke und bildet damit eine kleine, aber feine Er-gänzung zum Franz-Radziwill-Archiv in Dangast. 

 

(Quelle: StadtA Darmstadt 44/68 Nr. 6)

 

Katalog zur Ausstellung Franz Radziwills in der Nationalgalerie 1957 mit eigenhändigen Korrekturen. (Foto: Yvonne Arras; Quelle: StadtA DA 44/68 Nr. 6)
Katalog zur Ausstellung Franz Radziwills in der Nationalgalerie 1957 mit eigenhändigen Korrekturen. (Foto: Yvonne Arras; Quelle: StadtA DA 44/68 Nr. 6)

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